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Meldung

Der CDEC auf dem Informatik-Festival 2023: Satellitendaten für die informatische Bildung

In einer Diskussionsrunde auf der Jahrestagung der Gesellschaft für Informatik e.V. haben sich Expert*innen aus Wissenschaft, Politik und Praxis mit dem Potenzial von Satellitendaten in der (außer-)schulischen Bildung beschäftigt. Dabei wurde die Frage fokussiert: Wie kann dieser große Datenschatz gewinnbringend eingesetzt werden?

Satelliten zählen zu den größten Datenproduzenten - allein die Satelliten des Copernicus-Programms produzieren täglich ca. 20 Terrabyte Daten. In einem kleinen Rahmen nutzen die meisten Menschen diese Erdbeobachtungsdaten, beispielsweise bei der Routenplanung mit Navigations-Apps. Inwiefern dieser "Datentsunami" auch für gezielte Mädchenförderung, die Entfaltung des Unternehmergeists bei Jugendlichen oder als Datenbasis für den Umgang mit regionalen, klimawandelbedingten Umweltveränderungen sinnvoll genutzt werden kann, wurde auf diesem Panel beleuchtet.

Diskutiert haben die Gäste Dr. Anna Christmann (Koordinatorin der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, BMWK), Prof. Dr. Andreas Rienow (Erdbeobachtungsdidaktik, Ruhr-Universität Bochum), Godela Roßner (Abteilungsleiterin Erdbeobachtung der Deutschen Luft- und Raumfahrtagentur im DLR) und Raphael Reimann (Data Scientist, ProjectTogether).

Satellitendaten eröffnen einen hevorragenden Übungsspielraum

Im Zuge dieser Diskussion wurde zunächst von Andreas Rienow erläutert, dass Satellitendaten sich besonders gut eignen, um einen niedrigschwelligen Einstieg in Data Science in der Schule zu erreichen. Daten dieser Art vereinen den ästhetischen Anspruch, adressieren diverse Kompetenzbereiche und können auf allen Wissensniveaus erlernt und vertieft werden. Aufgrund ihrer visuellen Komponente sind Arbeitsergebnisse schnell überprüf- und nachvollziehbar. Im Kontext des Klimawandels ist dieser selbstwirksame Faktor ausschlaggebend und formuliert einen Appell an die Jugendlichen, ihre eigenen Fähigkeiten zu nutzen, um den regionalen Auswirkungen des Klimawandels mithilfe von Daten- und Digitalkompetenz proaktiv zu begegnen. Beispiele für gemeinwohlorientierte Vorhaben, die für mehr Nachhaltigkeit sorgen sollen, lieferte Herr Reimann, der bei ProjectTogether die Gründung junger Start-ups in dem Bereich unterstützt. 

Das flächendeckende Pflichtfach Informatik wurde übereinstimmend als Gelingensfaktor identifiziert, um beispielsweise KI-Kompetenzen aufzubauen oder eine nachhaltige Begeisterung für das Zusammenspiel von Umwelt und Technik zu erhalten - beides gilt als Voraussetzung, um dem Klimawandel zukünftig gestärkt und kompenent entgegenwirken zu können.

Die Transformation: Vom Datentsunami zum Datenschatz

Nicht zuletzt durch die Kommerzialisierung der Raumfahrt (z.B. durch Elon Musk/Space X) werden Satelliten sukzessive sichtbarer. Satelliten werden kleiner und günstiger, dadurch entstehen zunehmend neue Start-ups in der Branche. Diese Entwicklung begünstigt das Interesse an Satelliten und ihren Einsatzmöglichkeiten, so Anna Christmann. Dennoch benötigt ein sinnvoller, gemeinnütziger und nachhaltiger Einsatz der Daten mehr Dialog und gemeinsame Lösungssuche, betont Frau Roßner. Satellitendaten stellen eine verlässliche und globale Infrastruktur dar - es sollte geprüft werden, wie und wo eine sinnvolle Implementierung in bestehende Anwendungen erfolgen kann.

Für eine vollumfassende Nutzung der Daten als Informationsquelle mangelt es derzeit noch an einer bundesweiten Open Data Policy, welche gewährleisten könnte, dass alle Bürger*innen kostenfreien Zugang zu allen Erdbeobachtungsdaten durch Satelliten erhalten. Dies wird auf europäischer Ebene bereits vorgelebt. In der von Frau Christmann angekündigten Raumfahrtstrategie soll dies zukünftig bedacht werden.

Anna Christmann, Andreas Rienow und Raphael Reimann in der Diskussion.
Raphael Reimann diskutiert im Panel
Raphael Reimann, ProjectTogether
Die Panelist*innen von links nach rechts: Raphael Reimann, Anna Christmann, Godela Roßner, Andreas Rienow, Anna Sarah Lieckfeld (Moderation).
Andreas Rienow im Gespräch mit Anna Christmann
Godela Rossner und Moderatorin Anna Sarah Lieckfeld